Komponium




Nickolaus Winckel hebt 1820 die Automatisierung auf eine neue Stufe, als er mit dem Komponium eine frühe Form der künstlichen Intelligenz vorstellt. Denn der Musikapparat ist dazu fähig, eine gegebene Hauptstimme mit unvorhersehbaren Begleitmelodien zu umranken, und zwar so vielen, dass erst nach mehreren Jahren durchgehenden Betriebs das Spektrum erschöpft wäre. Das vollzieht die Mechanik durch ständig neu ausgewürfelte Zufallsentscheidungen, ohne Elektronik. Diese herausragende Leistung erinnert nebenbei daran, dass die bis dahin bekannten Musikautomaten nicht ganz ehrlich sein können, wenn sie den Verzicht auf den Menschen mit seinen Intentionen demonstrieren. Unter Umständen wird dessen - wenn auch zeitversetzte - Präsenz umso deutlicher. Wie würde eine Potenzierung des Komponiums und seiner Fähigkeiten aussehen? Vielleicht lässt sich ein Bild aus der Chemie anbringen. Das Komponium agiert ähnlich, wie wenn an eine gegebene Verbindung von Kohlenstoffatomen einige Wasserstoffatome andocken. Dazu muss zum Beispiel die Oktettregel befolgt werden, wie auch jeder gegebene Ton im Komponium gemäß den Hörerwartungen des 19. Jahrunderts nur nach bestimmten Regeln von Begleittönen verziert werden kann. Die Steigerung wäre eine Kreation aus dem Nichts: Es würden keine fertigen Kohlenstoffverbindungen eingespeist werden, sondern das Skelett selbst müsste erst werden - auf das Instrument übersetzt wäre das die Vision von einer Automatik, aus der das Tonmaterial selbst geboren wird.