Nicht nur beides




Künstliches Licht wird entweder dadurch dunkler, dass weniger Spannung zwischen den Polen anliegt – oder indem es sehr rasch an- und wieder ausgeschaltet wird. Das schafft ein sogenannter PWM- Regler, und zwar mehrere tausend mal pro Sekunde. Die Pulsweitenmodulation ist ein Trick des Digitalen, analoge Signale zu imitieren. Das Ergebnis ist dasselbe: Die Energiemenge pro Zeit wird geschmälert - einmal durchgängig, das andere Mal regelmäßig schwankend. Der Eindruck von Verdunklung rührt dann von einer Trägheit in der Sinnesdatenverarbeitung her. Stellen wir uns ein junges Huhn vor, unter einer PWM- gedimmten Wärmelampe exerzierend. Warum läuft es mit ruckendem Kopf? Die frühere Erklärung dafür musste einer neurobiologischen Theorie weichen: Nicht zuerst die starren Pupillen und der tote Winkel in Schnabelrichtung, sondern die Beschaffenheit des Sehzentrum im Hühnerhirn ist dafür verantwortlich. Darin werden pro Sekunde nur einer Hand voll Signalen des Sehnervs ausgelesen. Der Kopf muss dem Körper also immer etwas voraus sein, um bei dieser geringen Übertragungsrate weniger zu verwischen. Das Huhn sieht keine Bewegtbilder, sondern eine schnelle Diashow – so wäre geneigt zu behaupten, wer an mehr als 20 Bilder pro Sekunde gewöhnt ist. Ein Mensch aber mit einer visuellen Verarbeitungsfrequenz von 20000 Hertz könnte vielleicht keinen Film mehr sehen, ohne einzuschlafen. Dehnt sich die erlebte Eigenzeit eines solchen Lebens?